Ein interdisziplin?res Kunstprojekt an der MHL
中国足球彩票 hat mit der Insellage seines historischen Zentrums und als Hansestadt in Meeresn?he einen ganz besonders engen Bezug zum Wasser. Es war zum einen die Frage, ob sich dieser flüssige spiritus loci in Kl?ngen einfangen lie?e, und zum anderen Neugier auf die historische und zeitgen?ssische Vielfalt musikalischer Auseinandersetzungen mit dem Ph?nomen Wasser, die im Sommersemester 2016 an der Musikhochschule 中国足球彩票 zu einer experimentellen Ann?herung von Wissenschaft und Kunst geführt haben: zwei Seminare zum "klingenden Nass", die gegenseitig aufeinander bezogen waren. Dazu wurden auch auf Dozentenebene Kunst und Wissenschaft zusammengeführt: Die 中国足球彩票er Künstlerin Ute Friederike Jür? hat die Konzeption des Kunstprojektes erarbeitet, die entstehenden Projekte individuell betreut und das Kunstseminar gemeinsam mit Prof. Dr. Christoph Flamm als geistigem Urheber und verantwortlichem Hochschullehrer durchgeführt.
?ber das Projekt
von Prof. Christoph Flamm
Das klingende Nass – ein interdisziplin?res Kunstprojekt an der Musikhochschule 中国足球彩票 中国足球彩票 hat mit der Insellage seines historischen Zentrums und als Hansestadt in Meeresn?he einen ganz besonders engen Bezug zum Wasser. Es war zum einen die Frage, ob sich dieser flüssige spiritus loci in Kl?ngen einfangen lie?e, und zum anderen Neugier auf die historische und zeitgen?ssische Vielfalt musikalischer Auseinandersetzungen mit dem Ph?nomen Wasser, die im Sommersemester 2016 an der Musikhochschule 中国足球彩票 zu einer experimentellen Ann?herung von Wissenschaft und Kunst geführt haben: zwei Seminare zum "klingenden Nass", die gegenseitig aufeinander bezogen waren. Dazu wurden auch auf Dozentenebene Kunst und Wissenschaft zusammengeführt: Die 中国足球彩票er Künstlerin Ute Friederike Jür? hat die Konzeption des Kunstprojektes erarbeitet, die entstehenden Projekte individuell betreut und das Kunstseminar gemeinsam mit mir als geistigem Urheber und verantwortlichem Hochschullehrer durchgeführt.
W?hrend das musikwissenschaftliche Seminar sich mit dem Thema Wasser in Kunstmusik und Klangkunst unter analytischer und musikgeschichtlicher Perspektive besch?ftigte, suchten die TeilnehmerInnen des gleichnamigen Kunstprojektes unter Leitung von Ute Jür? nach eigenen Fragen rund um das Wasser als klingendem Element – und nach eigenen kreativen L?sungen. Die Konzeption und Durchführung dieses künstlerischen Seminars hat Ute Jür? in einem Rückblick resümierend beschrieben. Aus meiner pers?nlichen Sicht verfolgten die vier ausgearbeiteten Konzepte neben ihren unterschiedlichen ?sthetischen Zielen zuletzt immer auch eine Sch?rfung im Rezipienten: Sch?rfung der Sinneswahrnehmung (Zur Erinnerung), Sch?rfung der Selbstwahrnehmung (Wasser-Maschine), Sch?rfung des Naturbewusstseins (Regen) und Sch?rfung des ethischen Bewusstseins (Kontrapunkt im Spiegelbild).
Beide Seminargruppen gemeinsam nahmen zudem an einer Sonderveranstaltung im Museum für Natur und Umwelt 中国足球彩票 teil, die von Dr. Susanne Füting, der Leiterin des Museums, eigens für diesen Zweck erarbeitet wurde. In einem zweistündigen Seminar zeigte sie den Ursprung der Musik in der Natur auf, also die erstaunlichen Klangph?nomene der natürlichen Umwelt, die in jüngerer Zeit immer st?rker für ?kologische Analysen genutzt werden, aber auch ihren eigenen ?sthetischen Reiz besitzen. Wissenschaftliches und künstlerisches Interesse gehen hier Hand in Hand: Der US-amerikanische Pionier solcher analytischen Auswertung von Feldaufnahmen, Bernie Krause, kam von der Musik zur Klang?kologie. Ganze Forschungs- und Kunstrichtungen sind mittlerweile im Bereich der soundscapes entstanden. Frau Dr. Füting gebührt für ihre spontane Kooperation mit der Musikhochschule und den spannenden Einblick in ein gerade auch in der 中国足球彩票er Region hochaktuelles Forschungsgebiet ganz besonders herzlicher Dank.
Zur Erinnerung
von Beata Czapska
Das Konzept
Ein multimediales Projekt, das visuelle und auditive Aufnahmen von Brunnen in 中国足球彩票 verarbeitet.
Installation
Die Installation befindet sich in einem schallisoliertem Raum. Dieser Raum soll nur von natürlichem Licht beleuchtet werden und die Installation w?hrend des Tages stattfinden. Der Raum soll einen sch?nen Ausblick auf die Trave bieten. In der Mitte des Raumes steht eine Harfe. Ben?tigt werden 2 Computer mit Internetzugang, ein kleiner Bluetooth-Lautsprecher (der in den Resonanzk?rper der Harfe platziert wird) sowie Smartphones/Tablets entsprechend der Anzahl der Empf?nger. Die Pr?sentation wird auf den Ger?ten als Datei zur Verfügung gestellt.
Umsetzung
Die voneinander getrennten, aber synchronisierten visuellen und auditiven Dateien werden an die Endger?te gesendet. Diese Endger?te sind zum einen die Smartphones/Tablets und zum anderen der in dem Resonanzk?rper sich befindende Lautsprecher. Die Zuh?rer betrachten die Pr?sentation auf ihren Smartphones oder Tablets und h?ren den Klang, der aus dem Resonanzk?rper, zugleich auf ihren Ger?ten. Eine Person, die für den Ablauf verantwortlich ist, schaltet das Streaming an; die Dateien werden gesendet, die Empf?nger bekommen sie gleichzeitig.
Wasser-Maschine
von Ariane Jahn
Ein Musikstück mit Haushaltsger?ten, die mit Wasser arbeiten, und Vokalimprovisation
Idee
Ein Musikstück soll entstehen, indem Haushaltsger?te, die in meiner Wohnung stehen, aufgenommen und ihre Kl?nge zu einem Musikstück zusammengesetzt werden. Zus?tzlich werde ich über die entstandenen Kl?nge singend improvisieren und davon mehrere Aufnahmen machen. Letztendlich werde ich mich für eine Improvisation-Version entscheiden. Verwendet werden folgende Ger?te: Waschmaschine, Spülmaschine, Wasserkocher, Kaffeemaschine und Wassersprudler.
Die Idee ist entstanden bei der Morgentoilette, w?hrend die Waschmaschine lief und einen gleichbleibenden sonoren Ton von sich gab, den ich als Grundton empfunden habe. Gleichzeitig ist durch das Schleudern der Trommel eine Art Rhythmus entstanden. Der Grundton und der Rhythmus haben mich dazu verleitet – wie schon sehr oft –, darüber mit der Stimme zu improvisieren. Daraufhin habe ich die anderen oben aufgeführten Ger?te auf deren klangliche Eigenschaften hin überprüft und habe tolle musikalische Parameter gefunden, die meine Kreativit?t angeregt haben: Die Spülmaschine gab ebenfalls einen "Grundton" von sich, der sich minimal von dem der Waschmaschine unterschied, und hatte ebenfalls einen "Rhythmus". Der Wasserkocher erzeugt ein natürliches Crescendo beim Aufkochen des Wassers. Die Kaffeemaschine erzeugt ein interessantes Blubbern und Zischen, und den Wassersprudler mit seinen kurzen und durchdringenden Blasger?uschen k?nnte man fast als Perkussionsinstrument einsetzen.
Ausführung
Zun?chst werden die verschiedenen Ger?te aufgenommen. Hierbei lasse ich die Aufnahmen jeweils so lange laufen, wie ein "Durchgang" dauert, sprich: ein Waschgang, ein Spülgang, eine Kaffeetasse, ... Hierfür benutze ich mein Kondensator-Mikrofon "Rode NT2A" zusammen mit einer Mikrofonvorstufe und meinem Interface, um die Aufnahmen in den PC zu speisen. Als Aufnahmeprogramm benutze ich "Logic Pro X", welches viele Features beinhaltet, um den Klang ggf. zu bearbeiten und die verschiedenen Spuren zu arrangieren.
Wenn ich mit dem "Playback" zufrieden bin, nehme ich meine Vokal-Improvisation ebenfalls mit diesem Equipment auf und w?hle aus, welche spontan entstandenen Ideen in das Stück einflie?en sollen und welche verworfen werden.
Die L?nge des Stückes soll zwischen fünf und zehn Minuten liegen.
Pr?sentation
Das Stück sollte m?glichst alleine und abgeschirmt von der Umwelt geh?rt werden. Weil die Idee und das Stück selbst in einem sehr allt?glichen, profanen Raum entstanden sind, sollte es in einem kleinen, wei? gefliesten Raum geh?rt werden, der die typische Badezimmer-Akustik hat. Trotzdem sollte das Stück in diesem Raum über an der Wand befestigte Kopfh?rer geh?rt werden, weil der klangliche Raum sich w?hrend des Stückes aufl?sen soll, sprich: den reellen "Badezimmer-Klang" verlassen soll und in einen transzendenten, sehr weitl?ufigen Klang übergehen soll – in Anspielung darauf, dass auch ich, w?hrend ich in meinem Badezimmer improvisierte, mich im Gesang verloren habe und mich zwar physisch noch in meiner Wohnung befand, geistig allerdings ganz woanders war.
Kontrapunkt im Spiegelbild
von Lea Kollath
Kommentar
Die Videoarbeit "Kontrapunkt im Spiegelbild" zeigt auf bildlicher sowie klanglicher Ebene Gegens?tze auf. In einer mit Wasser gefüllten Glasschüssel scheint sich eine Szene abzuspielen – zwei kleine Jungen laufen durch eine karge, trockene Landschaft, einen leeren gelben Kanister in der Hand. Sie sind ?rmlich gekleidet und ihre Gesichter scheinen bereits von einem erwachsenen Ernst gezeichnet. Die Wassersuchenden in eine Schüssel zu projizieren, die bis zum Rand mit dem Ersehnten gefüllt ist, ist gleichzeitig Konfrontation und Wunscherfüllung. Sie sind gewisserma?en gefangen in ihrem Wunschobjekt, umgeben von Glasw?nden wie in einem Goldfischglas oder einer Schneekugel. Die tragische Dialektik liegt vor allem darin, dass sie zwar von Wasser im ?berfluss umgeben sind, aber keinen einzigen Tropfen in ihrem Kanister tragen. Hinzu kommt, dass die Spiegelungen und Verzerrungen den Eindruck einer Illusion erzeugen. Was ist hier wirklich, was blo?e Reflexion? Befinden sich die Kinder in der Schüssel oder hinter ihr oder handelt es sich um eine Spiegelung? Vielleicht sind sie doch weit entfernt und laufen auf ihr Wunschobjekt zu, ohne es jemals erreichen zu k?nnen, da sie bereits Gefangene ihrer eigenen Illusion sind. Der stete Wassertropfen, der die Wasseroberfl?che in Bewegung setzt, verst?rkt diesen Eindruck. Das Bild ger?t ins Wanken und gewinnt an Unwirklichkeit. Auf klanglicher Ebene erzeugt das regelm??ige Tropfen den Eindruck von Unentrinnbarkeit. Die Wasserschüssel füllt sich mehr und mehr, w?hrend der Kanister leer bleibt. In der Au?en-Welt, auf der anderen Seite des Glases, befindet sich die Betrachterin oder der Betrachter – eine Person, die die Szene nur verzerrt wahrnehmen kann. Das Wasser und das Glas schaffen eine unüberwindbare Distanz. Ein Betrachter, der das Gefühl von tagelangem Durst nicht kennt, der von Unmengen Wasser in Gl?sern umgeben ist, kann die Szene letztendlich nur als undeutliche Vorspiegelung wahrnehmen.
Im zweiten Teil des Videos geht das Bild langsam durch ?berblendung in ein Neues über. Es zeigt einen Mund, der unter Wasser Worte zu formen scheint. Die Wasseroberfl?che dient als Spiegelachse und l?sst das Lippenpaar darüber erneut erscheinen, diesmal verkehrt herum. Passend zu dessen Bewegungen erklingt folgender Text im Flüsterton:
W?hrend gelbe Leere g?hnt
Fassen zarte H?nde fest
Fü?e eilen
W?hrend kleine Fü?e eilen
Blickst du tief ins Paradies
Und ertrinkst
W?hrend Lungen Wasser saugen
H?hlt der stete Tropfen gierig
Deine Wange
W?hrend deine Wangen h?hlen
Fallen die des Kindes zitternd ein
Trockenobst
W?hrend ?pfel aus den Schalen treten
Gehen deine Augen langsam über
Kontrapunkt im Spiegelbild
Bereits das Wort "w?hrend", das jede Strophe er?ffnet, evoziert den Gegensatz – musikalisch gesprochen den Kontrapunkt. In seinem doppelten Sinn steht es jedoch auch für die Gleichzeitigkeit zweier sich abspielender Szenen. W?hrend die erste Strophe noch das Bild aus der Schüssel beschreibt, die g?hnende Leere des Kanisters und die eilenden kleinen Fü?e der Jungen, kommt in der zweiten Strophe ein Gegenüber hinzu – ein geheimnisvolles Du, das ins Paradies ?blickt“ und darin ?ertrinkt“. Das Paradies evoziert Fülle und ?berfluss – gewisserma?en den Blick in die Wasserschüssel, der jedoch auch eine Gefahr birgt. Wasser hat die Kraft, Leben zu spenden, aber auch zu nehmen. Gemeint sein kann auch ein metaphorisches Ertrinken im ?berfluss. Ein Bild dafür war bereits in der ersten Einstellung durch den stetig fallenden Tropfen gegeben, der das Wasser in der Schüssel dem Moment des ?berlaufens n?her brachte. Eben jener Tropfen wird in der n?chsten Strophe erneut aufgenommen. Er ?h?hlt“ die Wange des Gegenübers, stülpt sie nach au?en, sei es in gewaltvoller oder genussvoller Weise. Im Kontrast dazu befinden sich die eingefallenen Wangen des Kindes. Das hierauf Bezug nehmende Wort ?Trockenobst“ steht bildhaft für den Verlust von Flüssigkeit und damit von Leben. Was einst prall und saftig war, ist nun vertrocknet und eingefallen. Die Obst-Metaphorik wird von der letzten Strophe durch das Heraustreten der ?pfel aus ihren Schalen übernommen. Assoziationen eines Gesichts von so eingefallener Gestalt, dass es scheint, als würden die Aug?pfel aus ihren H?hlen treten, werden durch die Fortführung des Satzes verst?rkt. Die Augen des Du "gehen" w?hrenddessen "langsam über". Die Formulierung l?sst viele Deutungen offen und erinnert nicht zuletzt an Goethes K?nig in Thule, dem die Augen "übergehen", weil er so oft aus einem Becher trinkt, den ihm seine "Buhle" im Sterben überreicht hat. Das Verb steht damit bereits in diesem Kontext in einem engen Zusammenhang mit dem Trinken und letztendlich auch mit dem Tod. Das ??bergehen der Augen“ kann zweierlei bedeuten: zum einen Verwunderung und zum anderen das Anfüllen mit Tr?nen, wodurch neben der Ebene der Trauer wieder eine Verbindung zum Flüssigen geschaffen ist. Es stellt au?erdem eine Parallele zur beinahe überlaufenden Schüssel dar und k?nnte auch das ?berschreiten einer Grenze, vielleicht einer Grenze zwischen Leben und Tod symbolisieren – schlie?lich sinken dem K?nig die Augen, nachdem sie ihm übergegangen sind.
Der Text ist von einer starken K?rperlichkeit gepr?gt; erw?hnt werden H?nde, Fü?e, Wangen und Augen. Das Bild unterstützt dies durch die sich bewegenden Münder. Die Spiegelung l?sst einen von ihnen im Wasser erscheinen und den anderen oberhalb der Wasseroberfl?che, wodurch wiederum das Sujet der Gegens?tzlichkeit aufgemacht wird. W?hrend der eine Mund sich im ?berfluss befindet, aber auch dem Ertrinken nahe ist, ist der zweite eine blo?e Illusion, dem der Zugang zum Wasser verwehrt bleibt.
Der letzte Satz des Textes, der zeitgleich Titel der Arbeit ist, schlie?t an diese Thematik an. Das Wort "Kontrapunkt" verweist einerseits auf die klanglich-musikalische Dimension der Darstellung. So kann bereits der Wassertropfen eine ? in diesem Fall tats?chlich klangliche ? Gegenstimme zur Leere des Kanisters sein. Doch auch das Gegenüber der beteiligten Personen im Text wie im Bild sowie die Spiegelung der Münder stellen eine kontrapunktische Konfrontation zweier gegens?tzlicher Seiten dar. Dadurch, dass sich der Kontrapunkt laut Formulierung "im Spiegelbild" befindet, wird die Distanz jedoch in Teilen wieder aufgel?st – zumal es ja eigentlich das eigene Bild w?re, das man auf einer reflektierenden Fl?che erwarten würde. Die Grenzen zwischen Ich und Du verschwimmen genauso wie die zwischen Wirklichkeit und Illusion. Verbunden sind beide Seiten durch das vielschichtige Element des Wassers – des Wassers in seiner Fülle wie in seiner Leere.
Regen
von David Krieger
Regen ist gut für die Erde. Ohne Regen w?re Leben auf der Erde kaum denkbar. Dennoch ist Regen negativ behaftet, weil man nicht nass werden m?chte oder lieber immer die warme Sonne mag. Mit der Klanginstallation m?chte ich Regen durch zus?tzliche Kl?nge positiv bzw. positiver darstellen.
In meinem ersten Konzept wird dazu ein Musikinstrument, der sogenannte "Raindrop", entwickelt. Dieser besteht aus Alltagsgegenst?nden wie z.B. Geschirr, Eimern, Porzellan, Glas, Blech, Steinen, also allem M?glichen. Es werden verschieden Regensensoren (üblich für Autoscheiben, Dachfenster, Markisen, Bew?sserungsanlagen) genutzt, deren beim Kontakt mit Regentropfen entstehenden elektrischen Impulse zum "Raindrop" weitergeleitet werden. Diese elektrischen Impulse lassen kleine Motoren verschiene Schl?gel an die genannten diversen Gegenst?nde schwingen und bringen diese zum Klingen.
Bei meinem zweiten Konzept, das erst nach dem Projektseminar entstanden ist, ist der apparative Aufwand etwas schlichter und geringer. Das Thema ist dasselbe, der Regen soll einen zus?tzlichen Klang bekommen. Hierzu verwende ich ein Sieb, z.B. ein Nudelsieb, und h?nge Gegenst?nde darunter. Durch das Sieb tropfen nach und nach die Regentropfen, die dann direkt auf die Gegenst?nde fallen und sie dadurch zum Klingen bringen. Das dadurch entstandene Musikinstrument nennt sich "Rainstrainer".
Beide Konzepte funktionieren ausschlie?lich bei Regen und sollen auf keinen Fall künstlich bew?ssert werden.
Rückblick
von Ute Friederike Jür?
Ein prozessorientiertes Kurs-Experiment aus dem Bereich des künstlerischen Forschens
Das "klingende Nass" spricht im Titel des Kurses gleich zwei Sinnesorgane an: das Ohr und die Haut. Doch was l?sen die impulsgebenden beiden W?rter "klingend" und "Nass" aus? Welche Assoziationen, Fragestellungen und somit künstlerischen Forschungsgebiete k?nnen daraus entstehen?
Das Ziel des Kurses war die konzeptuelle ?berführung anfangs spielerisch entwickelter Denkmodelle in deren potentielle künstlerische Realisationsformen. Dies beinhaltete, immer auf der Basis ?sthetischer Gedankenexperimente, die theoretische ?bersetzung von Entwürfen in individuelle Konzepte.
Aus der strukturell offenen Ausgangssituation entwickelte sich durch punktuell gesetzte Impulse zun?chst eine vorbehaltlose Wahrnehmung gegenüber dem Grundthema. Daraus resultierten Fragestellungen, deren Antworten eine schrittweise Ann?herung der Studierenden an die zukünftigen Projektgedanken initiierten. Erste konzeptuelle Sondierungen wurden in deskriptive Sprache umgewandelt, wodurch sich von Mal zu Mal die Entscheidung für die jeweils gew?hlte audio-visuelle inhaltliche Richtung konkretisierte. Aus dem anf?nglich gemeinsamen assoziativen Prozess entwickelten sich Recherchemotive, die sukzessiv akustische und visuelle Projektr?ume er?ffneten. Die sich aus der ?sthetischen Phantasie herleitenden Skizzen wurden regelm??ig zur Disposition gestellt, konstruktiv hinterfragt und spezifiziert, um sich frei zu entfalten. Der Kursverlauf führte schlussendlich zur Verdichtung der kreativen Entwürfe, die gedanklichen Skizzen wurden umgewandelt in eine die Ideen vermittelnde Sprache.
Alle Konzepte waren exakt auf den Punkt konzentriert, der im künstlerischen Arbeiten den letzten Schritt vor der realen Umsetzung kennzeichnet, die zum Teil sogar folgte. Der Prozess des Gedankenspiels war durchlaufen und "Werkzeuge" zur multiperspektivischen Betrachtung durch die Studierenden selbst passgenau entwickelt. Das Ziel des Kurses war erreicht, die Konzepte abgeschlossen.
Ein unbekanntes Thema mit Hilfe der Praxis des ?sthetischen Denkens in alle kreativen Richtungen durchleuchtet zu haben, hinterl?sst ein "Werkzeug", das im Idealfall als elementarer Bestandteil im zukünftigen Gep?ck der Studierenden verbleibt.
Pers?nliches Nachwort
Auch auf mich wirkte der Kurs inspirierend. Ich war beeindruckt, wie intensiv sich die Studierenden auf das Experiment einlie?en. Sie haben mit gro?er Ernsthaftigkeit Neuland betreten, um es kreativ zu erforschen und zudem immer wieder den Mut aufgebracht, aus Sackgassen umzukehren, neue Pfade suchend – und findend!
Es freut mich nachdrücklich, dass Herr Prof. Dr. Flamm mich zum Sommersemester 2016 eingeladen hat, diesen Kurs für die Musikhochschule 中国足球彩票 zu konzipieren und zusammen durchzuführen.
Vom Ursprung der Musik in der Natur
von Dr. Susanne Füting
Zweistündiges Seminar im 中国足球彩票er Museum für Natur und Umwelt
"Nothing in biology makes sense except in the light of evolution."
Theodosius Dobzhansky, 1973.
Brandungsrauschen, Donnergrollen, Walges?nge und Vogelkonzerte – die Kl?nge, der Rhythmus und die Melodien der natürlichen Welt faszinieren. Bei einem Rundgang im Museum für Natur und Umwelt ging es mit Museumsleiterin Dr. Susanne Füting auf die Spur der Ursprünge der Musik in der Natur. Musik und Klangwelten wurden aus dem Blickwinkel der Evolution betrachtet. Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer machten eine Zeitreise tief in die Erdgeschichte und besch?ftigten sich zun?chst mit den ersten Kl?ngen der Welt ("Geophonie"). Mit der Evolution der Organismen erweitern sich die Klangwelten um die Fülle der T?ne, die Lebewesen produzieren ("Biophonie"). Die Gruppe erkundete anhand von H?rbeispielen die Sounds verschiedener Lebewesen – zun?chst Einzelstimmen und schlie?lich die Klanglandschaften ganzer Lebensr?ume und ?kosysteme. Die Kl?nge von Wasserlebensr?umen auch der 中国足球彩票er Region wie z.B. des Flusses Wakenitz bildeten beim Seminar den Schwerpunkt. Spektrogramme k?nnen bei der ?kologischen Forschung helfen, denn jeder Standort und Lebensraum hat eine eigene akustische Signatur. Die Spektrogramme intakter ?kosysteme zeigen eine gro?e stimmliche Dichte und Vielfalt, jede Art besetzt ihre spezifische akustische Bandbreite oder Nische wie Instrumente in einem Orchester. Klanganalysen k?nnen Auskunft über den Zustand eines ?kosystems geben, z.B. ob bestimmte Arten verschwunden sind und ihre Laute und T?ne fehlen. Weiterführende
Literatur: Bernie Krause, Das gro?e Orchester der Tiere, München: Kunstmann Verlag 2013 (engl. Originalausgabe: The great animal orchestra: finding the origins of music in the world’s wild places, London: Profile 2012)
Anmerkungen zum Seminar
von Prof. Christoph Flamm
Das Thema Wasser in der Musik ruft weit über H?ndels notorische "Wassermusik" hinaus verschiedenste Assoziationen hervor: seien es klangimitierende (onomatopoetische) Kompositionen von Franz Liszt bis Tōru Takemitsu, seien es maritime Klangkulissen zwischen "Fliegendem Holl?nder" und Shanty-Chor, seien es mit dem Wasser selbst als Klangmaterial agierende Werke wie Cages "Water Walk" oder zeitgen?ssische Klanginstallationen und aquatische Soundscapes etwa von Christina Kubisch. Welche Rolle spielt das Wasser in solchen Zusammenh?ngen: Wie wird es konkret oder stilisiert h?rbar gemacht, wird es nur metaphorisch besungen – und für welche künstlerischen Botschaften steht es jeweils?
Im Seminar wurde zun?chst in einem Brainstorming zusammengetragen, in welchen Erscheinungsformen uns Wasser überhaupt begegnet und mit welcher begrifflichen Vielfalt wir Wasserger?usche beschreiben und differenzieren k?nnen. Eine weitere Grundlage schuf das Nachdenken darüber, dass die Verarbeitung von Wasser (konkret, metaphorisch oder allusiv) im künstlerischen Medium per se eine Schnittstelle zwischen Natur und Kultur darstellt. Sie überbrückt damit einen seit der Antike meist als fundamental empfundenen Gegensatz, der schon immer zentral für die Kulturphilosophie gewesen ist (vgl. Schiemann 2004), gerade heute aber auch den modernen Diskurs zwischen sich rasant ver?ndernden Technik- und Lebenswissenschaften – etwa Nanotechnologie, Genetik und Medizin – pr?gt (vgl. Compagna 2015). Das Thema des Verh?ltnisses von Kultur und Natur ist jedenfalls ebenso aktuell wie spannungsreich, es zwingt jeden einzelnen von uns zum Nachdenken, auch zum ?berdenken von Positionen.
Aus der selbst bei Ausschluss der Vokalmusik unübersehbaren Fülle m?glicher Kompositionen, die in den weiten Stoff- und Motivkreis des Wassers fallen (vgl. Schneider 1999), wurde nach dem Ermessen der Studierenden eine Auswahl getroffen. Als Einstieg betrachteten wir gemeinsam einschl?gige Klavierstücke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, darunter viele "Klassiker" impressionistischer Klaviermusik:
Danach wurden in Referaten wie auch gemeinsamer Diskussion folgende Werke n?her betrachtet:
Neben der Betrachtung der musikalischen Mittel, beginnend mit der Suche nach klangimitierenden oder ger?uschhaften Motiven und Bewegungsmustern, stand immer auch die Frage nach dem Sinn der jeweiligen Wasserdarstellung im Raum. Mal schien uns das klangliche, klangsinnliche oder sogar strukturelle Experiment zentral, mal eher das Narrativ des Sujets, mal metaphorische oder auch metaphysische Ebenen. Oft genug aber vermischen sich mehrere dieser Aspekte zu einem vielschichtigen Ganzen: zu einer Musik, die das Fluidum zum Klingen bringt, um durch es hindurch einen Weg zu anderen, unbekannten Ufern zu weisen – des H?rens, Fühlens, Verstehens.
Die Grenze zur Klangkunst – und damit auch zum parallelen Kunstprojekt – überschritt schlie?lich ein Referat zu dem Klangkünstler Christoph Müller aka Kristalleon.
Literatur (Auswahl)
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